|
Nachtwanderung
Für Sie gibt es
nichts aufregenderes, als nachts im Freien unterwegs zu sein?
Prima! Gehen Sie mit uns auf nächtliche Entdeckungstour über die
Insel.
Am Anfang unseres Weges durch die Nacht erkennen wir in nicht
allzu weiter Ferne die Seezeichen des Doove Tiefs und des
Schluchter Fahrwassers. Es sind Fahrrinnen, die das nächtlich
Anlaufen des Norderneyer Hafens ermöglichen. Am Horizont sind
die Schiffsbewegungen an der Großschifffahrtslinie deutlich zu
erkennen. Etwas näher am Ufer ankert die „Oceanic“, der größte
deutsche Hochseeschlepper und blinkt uns zu. Während unserer
Tour durch die Inselnacht gibt es neben dem Erlebnis Nacht
natürlich auch viel zu Erzählen und auch so manches Seemannsgarn
wird gesponnen.
In einer ruhigen Nacht trägt das Meeresrauschen über die ganze
Insel und begleitet uns überall hin.
Am Strand zeichnet sich die Silhouette der Dünenkämme scharf vor
dem Sternenhimmel ab, nur in rhythmischen Abständen kurz
erleuchtet von den strahlenden Fingern des in der Ferne
winkenden Leuchtturms, unserem Ziel.
Schreiende Möwen und rufende Austernfischer durchdringen die
Nacht und schrecken den einen oder anderen von uns kurz auf.
Auf dem, in völlige Dunkelheit getauchten Strand weisen uns die
Dünenketten und die nahe Brandung den Weg, der nur von unseren
Handlaternen spärlich beleuchtet wird. Bei völliger Nacht sind
Entfernungen nur noch schwer einzuschätzen und so manch einer
scheint schon den Mut zu verlieren. „Sind wir etwa schon zu weit
gelaufen und haben die Abzweigung verpasst, die uns doch vom
Strand wegführen sollte?“ „Was taucht dort im nächtlichen Dunkel
des Strandes auf? Hoffentlich ist es nur Treibgut!“
Plötzlich und unerwartet taucht erblicken wir das warme und
einladende Licht der „Weißen Düne“ und ein erleichtertes
Aufatmen macht die Runde.
Jetzt erholen wir uns erst mal bei Keksen und heißem Kakao von
der ersten Etappe der nächtlichen „Strapazen“, bevor wir erneut
in die Dunkelheit eintauchen und Laternen schwenkend , einer
nach dem anderen, zwischen den nächtlichen Dünen verschwinden.
Schon werden die ersten Wanderer von den knackenden Zweigen der
Karpaten-Birke beunruhigt. Sie erinnern uns an die unheimlichen
Wäldern des Grafen Dracula. Doch in nicht mehr allzu weiter
Entfernung winken uns bereits die Strahlenfinger des Leuchtturms
einladend zu. Nur Mut, es ist nicht mehr weit! Nur noch eine
Dünenkette überwinden und dort steht er in strahlender Größe vor
uns, fast zum Greifen nahe. Der, der in vielen sturmumtosten
Nächten so manchem Seemann Trost gespendet und ihn sicher in
seinen Heimathafen geleitet hat Unter seinem leuchtenden
Strahlenkranz, der in die Unendlichkeit zu reichen scheint
lassen wir uns müde nieder, genießen das Knistern und die Wärme
des kleines Holzfeuers, die mitgebrachten Butterbrote und
schauen auf die funkelnden Lichter der kleinen Sielhäfen des zum
Greifen nah wirkenden Festlandes.
Schon tauchen die suchenden Scheinwerferaugen des nahenden
Busses zwischen den Tälern auf, wie er sich langsam über die
Dünenstraße windet, bis er schließlich vor uns steht, warm und
einladend. Erschöpft und tief zufrieden lassen wir uns
schließlich in seine weichen Sitze fallen und träumen bereits
von Schiffbruch, Strandpiraten und dem Schmugglersohn von
Norderney.
„Nachtwanderung“ zum Leuchtturm im Juni 2010, 21:00 Uhr,
Norderney – Weisse Düne |
|
|
|