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Mikrobielle Faktoren als Ursache für die Korrosion an
künstlichen Wasserbausteinen aus der Kupferproduktion im marinen
Milieu.
Die Sedimentoberfläche des Wattenmeeres besteht zum großen Teil
aus feinsandigem und tonigem Material geringer Korngröße, was
zur Folge hat, dass aufgrund der daraus resultierenden geringen
Durchlässigkeit für Gase bereits wenige cm bis mm unter der
Oberfläche der verfügbare Sauerstoff durch bakterielle
Aktivitäten vollständig aufgezehrt sein kann.
Im Zuge einer Umstellung auf ein sauerstofffreies (anaerobes)
Milieu werden durch mikrobielle Aktivitäten kurzkettige
organische Säuren gebildet, die wiederum einer Anzahl
stoffwechselphysiologischer Spezialisten als Substrate für eine
anaerobe Atmung mit alternativen Elektronenakzeptoren (z.B.
Nitrat, Sulfat) dienen. Eine intensive Veratmung von Sulfat
durch sulfatreduzierende Bakterien kann hohe Konzentrationen von
Schwefelwasserstoff (H2S) und langanhaltende anoxische Zustände
zur Folge haben.
Eine besondere Gruppe von Bakterien, sog. Chemoautotrophe, ist
in der Lage diesen Schwefelwasserstoff, sowie weitere reduzierte
Verbindungen, z.B. Metalle (Fe2+) für ihre Energiegewinnung zu
nutzen und auf diese Weise im schmalen Übergangsbereich zwischen
sauerstoffhaltigem und sauerstofffreiem Milieu ein eigenes
Nahrungsnetz zu unterstützen.
Seit der zweiten
Hälfte des letzten Jahrhunderts werden im Wattenmeer für den
Küstenschutz die bisher verwendeten Natursteine zunehmend
durch künstliche Steine bzw. Schlackenmaterial ersetzt,
welches bei der industriellen Verhüttung von Kupfererzen
entsteht. |
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Dieses Material enthält allerdings große Mengen
umweltschädlicher Schwermetalle, welche in reduzierter Form
vorliegen und durch Verschmelzung mit Silikat stabilisiert
wurden. Dadurch erlangt dieses Material eine hohe Beständigkeit
gegenüber den unter marinen Bedingungen herrschenden
Verwitterungseinflüssen.
Bis heute konnte jedoch nicht endgültig geklärt werden, unter
welchen Bedingungen die in den Schlacken enthaltenen
Schwermetalle (Zink, Kupfer, Blei etc.) in bioverfügbarer Weise
in die Umwelt gelangen.
Da das Schlackenmaterial unter den Bedingungen der
Wattensedimente sehr häufig einem sauerstofffreien bzw.
sulfidischen Milieu ausgesetzt sein kann, sollte in einem
Versuch geklärt werden, wie widerstandsfähig es sich unter
solchen Bedingungen gegenüber biogeochemischen
Korrosionseffekten verhält.
Zu diesem Zweck wurde in einem Messzylinder mit Seewasser
unterschiedlicher Salzgehalte eine Dichteschichtung aufgebaut,
in der die Flüssigkeit bis zur unteren Hälfte mit Hilfe von
Natriumsulfid (Na2S) in einen anoxisch/sulfidisch Zustand
überführt worden war. An der Grenzschicht zwischen
oberflächlichem, sauerstoffhaltigen Wasser und dem darunter
liegenden sulfidischen Bereich bildete sich eine schmale Zone,
in der sich nach wenigen Tagen günstige Wachstumbedingungen für
chemoautotrophe Bakterien einstellten.
In diese schmale Zone wurde ein ca. 1cm großer Schlackestein
platziert.
Nach einer 14 tägigen Inkubationszeit bei Raumtemperatur und
ohne Beleuchtung konnte sich aufgrund chemoautotropher Aktivität
ein Biofilm bilden, der an der Kontaktzone mit dem Schlackestein
deutliche Schwärzungen aufwies. |
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Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass die aus dem
Schlackestein herausgelösten Magnetitfragmente auf dem Biofilm
eine Ausrichtung im Magnetfeld aufwiesen |
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Bei 1000facher Vergrößerung waren unpigmentierte coccoide
und stächenförmige Bakterien erkennbar, sowie einige
Bakterien mit schwarzen Pigmentierungen, die auf
magnetithaltige Zellwandeinlagerungen hin-wiesen. |
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Als Schlussfolgerung kann festgestellt werden, dass in
künstlichen oxisch-anoxisch/sulfidhaltigen Übergangsbereichen
Mikrozonen entstehen können, in denen in Abhängigkeit von den
zur Verfügung stehenden Elektronenakzeptoren bestimmte
Oxidationsstufen durchlaufen werden, die eine biogeochemische
Korrosion von Schlackematerialen begünstigen können.
Abb.: Schematische Darstellung einer künstlichen oxisch/anoxischen
Grenzschicht mit einem Schlackestein, der mit Hilfe eines
Magneten in der Grenzschicht positioniert wurde.
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