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Prorocentrum-Test
Nachweis der Bioverfügbarkeit von Schadstoffen an belasteten
Standorten im Hafenbereich der Nordseeinsel Norderney mit einem
neuen, nicht - zertifizierten, marinen Mikroalgen-Test.
Für die ökotoxikologische Bewertung von mit Schwermetallen
belasteten marinen Sedimenten fehlt z.Zt. noch ein
Vollkontakt-Biotest, der in seiner Sensitivität zwischen dem
relativ unempfindlichen Corophium - Test und dem teilweise zu
empfindlich reagierenden Leuchtbakterien-Test vermittelt.
Benthische marine Dinoflagellaten (Abb.1: Prorocentrum sp.)
sind Mikroalgen, die bevorzugt auf der Oberfläche von Sedimenten
leben, wo sie vermutlich auch in direkten Kontakt mit
Sedimentkontaminationen, z.B. Schwermetalle, geraten. Reaktionen
und Veränderungen benthischer Organismen auf vorhandene
Schwermetallkontaminationen könnten daher von großer
ökologischer Aussagekraft sein.
Einige Prorocentrum - Arten sind in der Lage, auf den
Oberflächen fester Nährböden zu wachsen und dabei Kolonien zu
bilden (Abb.2). Sie können sich auf Agaroberflächen gleitend
fortbewegen und sogar in diesen eindringen (Abb.3).
Außerdem sind sie mit geringem Aufwand kultivierbar und eignen
sich daher gut für biologische Testverfahren.
Für diese Anwendung könnten die potentiell toxischen Substanzen
entweder direkt in den noch flüssigen Agar eingemischt, auf der
erkalteten Agarplatte verspatelt oder auf den mit den Mikroalgen
bewachsenen Platten verteilt werden.
In diesem Experiment wurde Sedimentmaterial von vier
verschiedenen, unterschiedlich stark mit Schwermetallen
belasteten Standorten (Station A, B, C, D) in der Nähe des
Norderneyer Hafens entnommen und daraus Flüssigextrakte, sog.
Eluate hergestellt.
Ein Sediment - Eluat mit hoher Kupferkonzentration diente als
positiv Kontrolle (List).
Als negativ Kontrolle diente ein Sediment - Eluat von einem
vermutlich unbelasteten Standort.
Von jedem Eluat wurden je 0,1 ml auf je einer dicht mit
benthischen Dinoflagellaten bewachsene Agaroberflächen verteilt
und für 7 Tage bei Raumtemperatur und Beleuchtung (LD-Rhythmus
1:1) inkubiert.
Zur Beurteilung möglicher Toxizitätseffekte wurden Anwesenheit
und Variabilität folgender Merkmale herangezogen.
1: Pyrrenoidbildung (Stärkeeinlagerung)
Eine gute Mobiltät und ein gut ausgeprägtes Pyrrenoid wurden als
guter Zustand bzw. geringe Toxizität gewertet und der Klasse
nicht toxisch, p = 1 zugeordnet.
2. Fehlende Mobilität, fehlendes oder schwach ausgebildetes
Pyrrenoid und geringe Pigmentierung wurden als schlechter
Zustand bzw. hohe Toxizität gewertet und der Klasse sehr
toxisch, p = 1 zugeordnet.
Die Beurteilung der Ausprägungsstärke der unterschiedlichen
Merkmale erfolgte halbquantitativ sowie anhand linguistischer
Variablen (Tab.1).
Die anschließende Auswertung (Abb. 4) erfolgte mit Hilfe einer
Fuzzy-Logic-Clusteranalyse, mit der auch linguistische Variablen
gewichtet und quantitativ bewertet werden konnten.
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Abb. 1: Prorocentrum sp. |
Abb. 2: Prorocentrum Kolonie |
Abb. 3: Prorocentrum, Spuren beweglicher Zellen
Tabelle 1
Abb. 4
Kurzdarstellung der Ergebnisse:
Eluate einer stark mit Kupfer kontaminierten Probe dienten als
Positiv-Kontrolle. Sie wiesen im Test die höchste Toxizität auf
und wurden mit der Zugehörigkeit p = 1 zur Klasse sehr
toxisch zugeordnet.
Das Eluat der Station A war deutlich toxisch und wurde mit der
Zugehörigkeit von p = 1 zur Klasse: deutlich toxisch
zugeordnet.
Das Eluate Station B zeigte eine Zugehörigkeit von p = 0,5 zu
den Klassen sehr toxisch und deutlich toxisch.
Das Eluat der Station C zeigte eine Zugehörigkeit von p = 0,5
zur Klasse etwas toxisch und deutlich toxisch.
Das Eluat der Station D zeigte eine Zugehörigkeit von p=0,7 zur
Klasse etwas toxisch.
Als negativ Kontrolle diente ein Sediment - Eluat von einem
unbelasteten Standort, welches eine Zugehörigkeit von p = 1,0
zur Klasse nicht toxisch aufwies.
Mit Hilfe der benthischen Mikroalge Prorocentrum sp.
konnten Toxizitätsunterschiede in verschiedenen Sedimenten aus
dem Nahbereich der Norderneyer Hafens nachgewiesen werden.
Weitere Versuche zwecks Optimierung des Tests sind in Planung.
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