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Corophium-Test
Nachweis der Bioverfügbarkeit von Schadstoffen an belasteten
Standorten im Hafen- und hafennahen Bereich der Nordseeinsel
Norderney mit einem marinen Biotest – Schlickkrebs (Corophium
volutator).
Marine Organismen reagieren teilweise sehr sensitiv auf
Schadstoffbelastungen mit Verhaltenänderungen,
Stoffwechselstörungen und/oder erhöhter Mortalität. Sie liefern
frühe Indizien für die Bioverfügbarkeit von Schadstoffen und den
daraus folgenden Belastungen der Nahrungsnetze und ermöglichen
somit ein frühzeitiges Eingreifen.
Unter standardisierten Testbedingungen werden die Organismen,
die sich als empfindlich gegenüber bestimmten Schadstoffen
erwiesen haben, belasteten Umweltproben ausgesetzt.
Der Schlickkrebs Corophium volutator hat sich als sehr
sensitiv gegenüber Schwermetallbelastungen erwiesen.
Für den hier durchgeführten Versuchsansatz wurden die Krebse aus
dem Freiland durch Siebungen mit einer Maschenweite von 1 mm
gewonnen.
Im Wattenmeer, seinem natürlichen Lebensraum, lebt der 6-9 mm
lange Krebs im Feinsand – Schlick, in 4-8 mm tiefen, U-förmigen
Röhren.
Vor Testbeginn wurden die gefangenen Krebse für 24 Stunden in
einem Aquarium mit leichter Belüftung gehalten. Für die Versuche
wurden ausschließlich Tiere verwendet, die nach diesem Zeitraum
noch eine deutliche Vitalität aufwiesen.
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Der Versuchsansatz bestand aus 3 Proben von unterschiedlichen
Standorten, mit je 5 Parallelen, die jeweils mit 20-30 Krebsen
bestückt waren.
Jedes Versuchsgefäß wurde bis zu 5cm hoch mit dem zu testenden
Sediment befüllt, anschließend mit 1L gealtertem Meerwasser
überschichtet und während der gesamten Versuchszeit (bis 10
Tage) bei Temperaturkonstanz leicht belüftet (Abb.1).
Die zu testenden Sedimentproben wurden aus unterschiedlich stark
mit Schwermetallen belasteten Standorten im Umfeld des
Norderneyer Hafens entnommen.
Ergebnisse des Biotests mit Corophium volutator
Dauer: 10 Tage
Temperatur: 18 °C
Dauerbeleuchtung
Leichte Belüftung
Mit 5 Parallelen (je 20 Individuen)
Mikrobiologische Kontrollen auf ZoBel - Agarplatten ergaben
keine auffälligen Unterschiede in den Keimzahlen und
Kolonie-Typen zwischen den drei Versuchsansätzen.
Auf begleitende Nährstoffanalysen wurde aus Kostengründen
verzichtet.
Standort 1: Hafenschlick von der Slipanlage im Norderneyer Hafen
Standort 2: Sediment vom Fuß einer Schlackeschüttung, Seite
Surferbucht
Standort 3: Schlick aus der Surferbucht (Corophium-Standort,
Abb. 2)
Ergebnisse
Ergebnisse und Diskussion:
Das Sediment vom Fuß der Slipanlage des Norderneyer Yachthafens
(Standort 1) erwies sich im Corophium - Test als deutlich
toxisch.
Die Anzahl der auf dem Rücken und auf dem Sediment liegenden
Tiere war im Vergleich mit den Proben der Standorte 2 und 3
deutlich erhöht. Kein einziges Tier hatte sich in das Sediment
gegraben.
Die Quellen für die Schwermetalle stammen vermutlich aus den
Unterwasserfarben der Sportboote, die im unmittelbaren Bereich
der Slipanlage durch Wasch- und Reinigungsarbeiten im
Unterwasserbereich der Boote in das Sediment gelangen.
Sedimentmaterial vom Fuß der Schlackeschüttung (Standort 2)
sowie aus der vermutlich unbelasteten Surferbucht (Standort 3)
wiesen keine Unterschiede auf. In beiden Ansätzen hatten sich
die Tiere in das Sediment eingegraben und Röhren gebildet. Auch
in der Mobilität wiesen die Tiere keine Unterschiede auf.
Durch das Aussieben der Testsedimente nach Versuchende gingen im
Schnitt 10-20% der Tiere verloren. Im Sediment der
Schlackeschüttung war der Verlust mit 26% der Tiere am höchsten
Gegenüber dem stark kontaminierten Norderneyer - Hafenschlick
(Standort 1) hat sich der Corophium - Test als ausreichend
sensitiv erwiesen.
Die Bioverfügbarkeit der Schwermetalle aus dem Sediment der
Schlackeschüttung (Standort 2) konnte nicht nachgewiesen werden.
Trotz der erhöhten Schwermetallkonzentrationen (Donner et al.
2003) erwies sich der Corophium - Test in diesem Fall als nicht
ausreichend sensitiv.
Fazit:
Es besteht Bedarf für ein Verfahren mit einem Testorganismus
höherer Organisation, welches in seiner Sensitivität dem
Corophium - Test überlegen ist.
Abb. 1: Bio-Test Versuchsansatz mit Corophium volutator
Abb. 2: Corophium Standort in der Surferbucht auf Norderney
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